3, ZLLFtalk - Individualisierung in der Lehre

ZLLFtalks

19 January 2023, Kim Jonas Meier, 60 views

Die gegenwärtie Hochschullehre sieht sich mit widersprüchlichen Rahmenbedingungen und Forderungen konfrontiert: Durch die Tertiarisierung der Bildung schreiben sich immer mehr junge Menschen für ein Studium an einer Universität oder Hochschule ein. Das Hochschulstudium wandelt sich von der Elitebildung hin zu einer Massenausbildung. 

Weil die für die Lehre zur Verfügung stehenden Ressourcen mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten, sind die Folgen unter anderem grössere Lerngruppen und weniger individuelle Betreuungszeit durch die Dozent:innen (vgl. Horsby und Osman 2014). Diese Entwicklung ist schon seit Jahren im Gange. Gleichzeitig fordert der lerntheoretisch begründete Paradigmenwechsel “from teaching to learning” (vgl. Bachmann 2014; Barr und Tagg 1995) die Dozent:innen dazu auf, Lernarrangements individualisierter zu gestalten: Berücksichtigung der Bedürfnisse heterogener Lerngruppen, konstantes Lernfeedback oder das Anbieten individueller Lernpfade und sind nur einige der Stichworte dazu. 

Wie gehen Dozent:innen mit diesem Widerspruch um, der sich zwischen strukturellen Rahmenbedingungen und didaktischen Ansprüchen auftut? Und ergeben sich daraus nicht nur Widersprüche, sondern auch Möglichkeiten, Hochschullehre neu zu denken? 

Maja Gehrig, Dozentin für Animationsfilm an der HSLU Design & Kunst, beschreibt die Herausforderung, bis zum Bachelorabschluss in nur drei Jahren den Student:innen solide Grundlagen mitzugeben um das komplexe Handwerk des Animationsfilms zu beherrschen. Gleichzeitig sollen die Student:innen befähigt werden, ihren eigenen individuellen, künstlerischen Ausdruck zu finden. 

Dr. Stephanie Weiss, Dozentin an der HSLU Soziale Arbeit ist Co-Leiterin eines neu geschaffenen Bachelorstudiengangs der Sozialen Arbeit, der von Anfang an auf individuelle Lernpfade setzt. Sie erläutert die Überlegungen, welche zur Entwicklung dieses neuen Studiengangs geführt haben. 

Gemeinsam diskutieren wir, ob ein Hochschulstudium gerade in Zeiten des Primats der Kompetenzorientierung nicht auch stets mehr sein muss als blosse Berufsbefähigung. Kann deshalb ausgerechnet das Festhalten am - heute oft als etwas verstaubt belächelten - humanistischen Bildungsbegriff mitunter eine Antwort sein auf die Forderung nach Individualisierung?

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